My life in posts

Thursday, April 27, 2006

My neighbour Li - Chapter 2

Hi everybody ~

I am sorry that I can't post the story in english but that would be too much work, really. I have barely enough time to write it in german...
Recently I am a little busy, I have to prepare two presentations for the next 2 months and the vocabulary also is a lot. I am not used to being busy anymore haha ~

Oh and... yay! I got a job now at an institute which employs people who help not so good students with their homework and to get better (I don't know how to call it in English) and the payment is REALLY good!! I am so happy it worked out because I really wanted this job! I love working with young people, or people at my age and moreover I can improve my own skills (in English and Spanish, e.g.). *dances around happily*

Favourite song this week:
"Ironic" from Alanis Morrissete's "Acoustic Jagged little pill" The acoustic versions are so nice! And I love the lyrics: "It's like 10 000 spoons when all you need is a knife..."

What I am reading (is there actually anyone interested in these book revisions? I mean, I like them, but...) :
"Gattenmord" (Husband-kill) by Li Ang, a taiwanese writer. The book is written in a very nice style, but the contents are horrible...it's about a woman who is treated like a dog or even worse by her husband who is a pig-butcher. The description of him slaughtering pigs really makes you wanna thrwo up...gross. Although it's actually a good book but the descriptions didn't HAVE to be that detailled...

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And here we go with my story:

2

„Tiantian!“
Die Stimme meiner Mutter drang aus dem Wohnzimmer an mein Ohr. Ich kletterte über einige Umzugskisten, die momentan mein Zimmer dominierten und ging zu ihr. Sie reichte mir einen Teller mit einem Kuchen darauf.
„Hier, bring das rüber zu Herrn Li“.
Ich nahm den Kuchenteller vorsichtig in beide Hände und balancierte ihn zur Tür, die meine Mutter für mich öffnete und hinter mir schloss. Ich klopfte an Herrn Lis Tür, während ich mir größte Mühe gab, den Teller nicht fallen zu lassen.
„Moment“, kam seine Stimme gedämpft von drinnen, dann ein Husten und das Klacken mehrerer Schlösser, ehe die Tür geöffnet wurde.
„Hallo Herr Li, ich bin es, Zhou Tiantian, von nebenan. Meine Mutter hat einen Kuchen für Sie gebacken“.
„Oh, vielen Dank. Komm doch herein und trink eine Tasse Tee mit mir. Und dann schneiden wir den Kuchen gemeinsam an“.
Ich fand es unhöflich abzulehnen und außerdem sah der Kuchen sehr appetitlich aus. Dennoch hatte ich immer ein wenig Respekt vor älteren Leuten und fühlte mich in ihrer Gegenwart daher immer etwas angespannt und unwohl. Sie verströmten eine Aura der Weisheit und die Tatsache, dass sie so viel mehr vom Leben wussten als ich, erschwerte es mir häufig, einen Zugang zu ihnen zu finden. In Gegenwart älterer Menschen kam ich mir immer furchtbar naiv vor.
„Vielen Dank“.
In Herr Lis Wohnung roch es nach gekochtem Reis und Putzmittel, außerdem hing ein schwacher Duft von Räucherstäbchen in der Luft. Die Fenster waren, wie bei uns auch, mit Roleaus versehen, die die heiße Sonne daran hindern sollten, die Wohnung zu sehr aufzuheizen, jedoch dafür sorgten, dass es tagsüber in der Wohnung nie wirklich hell wurde. In taiwanesischen Wohnungen herrschte daher ein permanenter Dämmerzustand, solange, bis jemand das Licht einschaltete. Herr Li besaß viele dunkle Möbel und auf einer Kommode stand ein kleiner Altar mit einer Schale abgebrannter Räucherstäbchen davor. Daher also der Geruch.
„Setz dich doch, mach es dir bequem, ich koche uns Tee“.
Ich setzte mich auf den Rand des großen, dunklen Ledersofas und sah mich um, während Herr Li geduldig und mit sorgfältigen, präzisen Bewegungen Tee aufsetzte. An den Wänden hingen Fotos von einer sehr schönen Frau in verschiedenen Altersstufen. Es schien wie eine Art Chronologie. Angefangen bei einem Bild, auf dem sie kaum älter sein mochte als sechs Jahre, bis hin zu einem, auf dem sie mit grauem Haar zu sehen war, etwa in Herr Lis Alter. Auf einigen Bildern war Herr Li ebenfalls zu sehen, doch die meisten waren Einzelfotos, auf denen sie lächelte, mit Schmollmund in die Kamera schaute, unter einem blühenden Kirschblütenbaum stand, vor einem imposanten Gebäude oder lachend mit beiden Händen das Peace-Zeichen machte. Vermutlich seine Frau. Doch wo war sie? Ich hätte es gern gewusst, doch ich traute mich nicht zu fragen und so schwieg ich und gnibbelte an meinen Fingern, wie ich es immer tat, wenn ich nervös war. Während das Wasser kochte, drehte Herr Li sich zu mir um.
„Und, wie gefällt es dir hier, in Taipei?“
Ich lächelte in Erinnerung an die Faszination die mich am vorigen Tag beim Anblick der hohen Gebäude ergriffen hatte.
„Es ist der Wahnsinn“, antwortete ich. Herr Li lachte freundlich.
„Ja, die Gebäude hier und die vielen Menschen sind schon beeindruckend, wenn man zum ersten Mal hier ist. Aber du wirst dich schnell dran gewöhnen und dich nach der Ruhe auf dem Land zurücksehnen“.
Das glaubte ich nicht, dennoch nickte ich höflich.
„Na ja, wer weiß, ich habe mich schließlich auch nie nach dem Leben auf dem Land zurückgesehnt, ist doch stinklangweilig dort. Hier habe ich wenigstens immer Menschen um mich und bin nicht so einsam“, fügte er lächelnd hinzu.
„Sie haben auch auf dem Land gelebt?“, fragte ich interessiert.
„Oh ja, aber nur bis zu meinem sechsten Lebensjahr. Als ich zur Schule gehen sollte, zogen wir nach Taipei“.
„Fast wie bei uns“, sagte ich. „Wir sind auch hier hergekommen, damit ich auf eine bessere Schule gehen kann“.
„Ja ja, das ist für die meisten Leute der Grund. Die Kinder sollen es mal besser haben als man selbst. Ach, am Ende muss ohnehin jeder selbst entscheiden, was er mit seinem Leben anfangen will“.
Der Kessel pfiff und Herr Li stand auf, um den Tee fertig zu machen. Ich hatte nicht ganz verstanden, was er mir mit dem letzten Satz hatte sagen wollen, doch es klang ziemlich klug.
Während Herr Li mit dem Tee hantierte, betrachtete ich weiter die Fotos an der Wand. Die darauf abgebildete Frau war wirklich außerordentlich hübsch. Ihre Zähne waren weiß wie frisch gewaschene Wäsche und ihre Haare glänzten so sehr, dass sie manchmal fast violett erschienen. Doch das Schönste an ihr war ihr Lächeln, das sich in ihren Augen widerspiegelte und einen sofort in seinen Bann zog.
„Gefällt sie dir?“, fragte Herr Li, der offensichtlich meine interessierten Blicke bemerkt hatte.
Ich wurde rot und sah betreten zu Boden. Ich hätte die Bilder nicht so anstarren sollen, nun hatte ich sicher einen schlechten Eindruck gemacht.
„Du brauchst dich nicht zu schämen, nur weil du Geschmack hast. Sie war wirklich eine außerordentlich schöne Frau, meine Meiling“.
Er lächelte und sein Blick glitt in die Ferne seiner Erinnerungen.
„War?“, fragte ich. Meine Neugier hatte meine Scheu besiegt.
„Ja, leider ist sie vor einigen Jahren von uns gegangen“, sagte Herr Li und zu meinem Erstaunen verschwand das Lächeln nicht von seinem Gesicht.
„Das tut mir leid, verzeihen Sie bitte, ich bin furchtbar unhöflich!“
„Das muss dir doch nicht leid tun, so ist der Lauf der Dinge, mein Junge“.
„Aber es war unhöflich von mir, Sie danach zu fragen“.
„Das ist schon in Ordnung. Sie hatte ein langes und schönes Leben und ich habe so unendlich viele schöne Dinge mit ihr erlebt, dass ich nicht undankbar sein kann. Außerdem glaube ich, dass ihr Geist immer noch hier bei mir ist“. Er zwinkerte mir zu und mir lief ein eisiger Schauer über den Rücken bei der Vorstellung, der Geist von Herrn Lis Frau würde hier im Zimmer herumschweben.
„Wenn du möchtest, erzähle ich dir von ihr“.
Ich nickte heftig.
Herr Li stand auf und holte den Tee aus der Küche; schenkte uns ein, legte jedem von uns ein Stückchen von Mamas Kuchen auf den Teller und begann zu erzählen. Der Wind brachte die Glöckchen an dem Windspiel, das auf dem Balkon hing, zum Klingeln, sodass Herrn Lis darauf folgende Erzählung vom beständigen leichten Klang kleiner Glöckchen untermalt wurde. Ich stellte mir vor, dass der Geist seiner verstorbenen Frau das Windspiel anstieß, um auf sich aufmerksam zu machen.

„Der Tag, an dem ich mich das erste Mal von ihr verabschieden musste, ist mir so klar und deutlich ins Gedächtnis gebrannt, dass ich mich an jedes Detail erinnere. Wir waren beide sechs Jahre alt, sollten bald in die Schule kommen, als ihre Eltern beschlossen, nach Kaohsiung zu ziehen, du weißt schon, ganz in den Süden. Nun ja, wir waren damals die besten Freunde gewesen und hatten kaum einen Tag ohneinander verbracht, also war das damals für uns das Ende der Welt. Am Tag des Umzugs trafen wir uns wie immer auf einer bestimmten Brücke über den Fluss, doch anders als sonst sprachen wir kein einziges Wort. Es war ein kühler Morgen, der blaue Himmel versprach jedoch einen sonnigen und heißen Tag. In den Bergen hing noch der Morgennebel und die Luft war feucht. Wir standen uns gegenüber und sahen uns einfach nur an. Es gab vieles, das ich ihr sagen wollte, doch die Worte blieben mir im Halse stecken und so schwieg ich. Ihr schien es ähnlich zu gehen. Sie war schon damals außergewöhnlich schön gewesen, mit ihren glatten, glänzenden Haaren und ihren großen, unergründlichen Augen. Ein leichter Wind spielte mit ihren Haaren und obwohl ich noch so jung war, wusste ich, dass ich mich gerade von meiner ersten Liebe verabschiedete. Ohne etwas zu sagen überreichte sie mir eine Halskette, die sie immer getragen hatte und auf der das erste Zeichen ihres Namens, das für Schönheit, eingraviert worden war. Dann drehte sie sich abrupt um und begann zu laufen. Das letzte, was ich von ihr sah, war ihr Gesicht an der Heckscheibe des Autos ihrer Eltern und den traurigen Ausdruck in ihren Augen, der den in den meinen vermutlich exakt widerspiegelte. Das Auto verschwand um die nächste Biegung und da stand ich dann, allein auf der Brücke und allein auf der Welt. Allein blieb ich nicht lange, schließlich begann das Dorf langsam zu erwachen und die Menschen eilten hin und her, zum Markt, zur Arbeit oder zur Schule. Doch auch wenn ich von Menschen umgeben war, fühlte ich mich so einsam wie nie zuvor in meinem noch so jungen Leben“.

Herr Li machte eine Pause und nippte an seinem Tee. Während er sprach, hatte er die Augen die meiste Zeit geschlossen gehabt oder gedankenverloren die hellgrüne Flüssigkeit in seiner weißen, dünnwandigen Porzellantasse betrachtet. Ich war von seiner Erzählung in den Bann gezogen. Während der Minuten, in denen er mir von seiner Jugend erzählt hatte, hatte ich die Szene genau vor Augen gehabt, gesehen, was er gesehen hatte; gefühlt, was er gefühlt hatte. Meinen Tee und den leckeren Kuchen hatte ich völlig vergessen, nur Herr Lis raue, ruhige Stimme und seine Erinnerungen hatten mich erfüllt. Doch nun schwieg er, starrte gedankenverloren in seine Teetasse. Ich wagte nicht, ihn anzusprechen, obwohl ich darauf brannte, die Geschichte weiter zu hören. Doch als er nach fast einer Minute immer noch keine Anstalten machte, weiterzusprechen, nahm ich meinen Kuchen und begann zu essen. Als ich ihn aufgegessen und auch die Teetasse geleert hatte, hielt ich es nicht mehr aus.
„Herr Li?“
Wie aus einem Traum erwacht, sah er zu mir auf, seine Augen waren wieder klar.
„So weit für heute. Komm mich nächste Woche wieder besuchen, dann trinken wir wieder Tee zusammen und ich erzähle dir ein bisschen mehr“.
Ich war enttäuscht, warum hörte er schon nach so kurzer Zeit auf? Doch wohlerzogen wie ich war, erhob ich mich ohne Protest, verbeugte mich kurz, dankte für den Tee und den Kuchen und wünschte meinem Nachbarn einen angenehmen Tag. Vor unserer verschlossenen Tür blieb ich stehen. Drinnen hörte ich meine Mutter, wie sie die Schränke einräumte und dabei leise vor sich hin sang. Doch ich wollte allein sein und über Herrn Lis Geschichte nachdenken, also setzte ich mich einfach vor die Tür, zog die Knie an und stützte mein Kinn darauf ab. Mit Blick auf das von außen verhängte Fenster im Treppenhaus, das mit roten Glücksbringern geschmückt war, begann ich nachzudenken.

4 comments:

Cloemi said...

mehr... :)

liest sich ja verdammt schnell durch... aber ich habe eine Frage...ich hoffe das stand nirgendwo im Text... aber: wie alt soll der kleine Tiantian denn sein? Das muss ich erstmal wissen bevor ich mich abschließend äußere :)

Min Min said...

Haha, schön, dass es dir gefällt!

Lies mal die erste Zeile von Kapitel eins...
Wobei ich mir mittlerweile überlegt habe, sein Alter auf 10 herabzusetzen, weil seine Gedanken und Handlungen teilweise doch noch sehr kindlich sind, was auch beabsichtig ist, aber nicht unbedingt zu einem Zwölfjährigen passt.

Wenn du möchtest, kann ich dir das dritte Kapitel auch schicken, ich will nämlich nicht die ganze Story posten, dann wird der Blog erstens zu umfangreich und außerdem fangen meine englischsprachigen Leser dann an, sich zu langweilen ;-)

Cloemi said...

mmh... schön... da habe ich mich doch glatt mal als aufmerksamer Leser geoutet :)

Ich hoffe du magst mir trotzdem noch den dritten Teil schicken... aber nochmal zu seinem Alter... wenn du es noch weiter herabsetzen willst würde ich mich überlegen ob er das eine oder andere Wort in dem Alter schon angebracht hätte. Schließlich ist es ja eine Ich-Perspektive und bis jetzt ist nicht klar wie alt er jetzt ist? wann er es aufschreibt? naja... auf jeden Fall ist es für mich ein kleiner logischer Bruch. Ich weiß garnicht bei welchen Wörtern mir das genau aufgefallen ist... war es "Chronologie"? Ich weiß ja nicht ob das so gedacht ist... aber der Stil wirkt teilweise wie eine Art Tagebuch und das würde er dann ja irgendwie zeitnah schreiben. aber ich weiß es nicht... kannst mich ja aufklären eh ich mich hier noch weiter in eine unfruchtbare Kritik verrenne :D

Cloemi said...

mich=mir ;)